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guerilla art / street art

 

Vogelfamilie / taken

Römerberg, Frankfurt am Main

seit Juli 2018

 

Jusitio

Römerberg, Frankfurt am Main

Historisches Museum, Frankfurt am Main

seit Mai 2018

 

 

Ausstellungen / shows:

Sommergäste

Gruppenausstellung, Ausstellungsreihe

Austellungshalle 1A, Frankfurt am Main

21.6. - 12.8.2018

 

Keep time running. Save the fishes

Galerie Textor 74, Frankfurt am Main

15.12. - 04.01.2018

 

Offenes Atelier

Frankfurt am Main

14.10. - 15.10.2017

 

Gewichte verlagern / répartier les poids

heiß & artig, Aktion

Maaschanz, Frankfurt am Main

11.8.2017

 

Sommergäste

Gruppenausstellung, Ausstellungsreihe

Austellungshalle 1A, Frankfurt am Main

29.6. - 27.8.2017

 

Stanley & Freunde

Ausstellung und Aktion / Lesung mit Zsuzsa Bánk

Hammer Museum, Frankfurt am Main

1.7. - 16.7.2017

 

250 Portraits

Ausstellungshalle 1A, Frankfurt am Main

16.6. - 25.6.2017

 

 

...und 2002

Zeitgenössische Kunst im Liebieghaus:

Uwe Grodd läßt 261 "Q's" im Liebieghaus Schlange stehen (FAZ)

 

 

Presse / press

 

Eintracht-Held Justitio landet im Museum

Bei der Pokalfeier in Frankfurt stand das Holzmännchen Justitio im Eintracht-Trikot auf dem Gerechtigkeitsbrunnen vor dem Römer. Jetzt ist der kleine Eintracht-Held ein Ausstellungsstück im Museum.

 

Es war ein Sieg der Gerechtigkeit. Keine Frage. Erst nehmen die Bayern der Eintracht den Trainer weg, lancieren dann die Bekanntgabe des Wechsels und belasten damit das Saisonende der Eintracht, schließlich verlieren sie 1:4 gegen Stuttgart und der Europapokal-Platz ist für die Eintracht perdu – und im Finale versuchen sie noch einen Elfmeter zu schinden. Also, absolut gerecht, dass die Eintracht im Pokalfinale gegen die Bayern siegte. Und als am Tag nach dem Finale die Fans auf dem Römerberg diesen so gerechten Sieg feiern, da fehlte ausgerechnet sie: Justitia, die Göttin der Gerechtigkeit. Sie thront normalerweise auf dem Gerechtigkeitsbrunnen, wird aber gerade überholt. Doch sie wird an jenem Sonntag im Mai würdig vertreten: von einem kleinen Holzmännchen mit Blechdosen-Waage im Eintracht-Trikot.

 

50 Zentimeter ist das Eintracht-Männchen groß, das am Tag nach dem Triumph die Gerechtigkeit hochleben lässt. Justitio wird es schnell genannt und erinnert noch Tage nach der Feier an den großen Sieg. Justitio wird zum beliebten Fotomotiv, in der Stadt rätseln die Menschen, wo er denn herkommt. Und bevor er zum absoluten Fotostar werden kann, ist er auch schon wieder weg. Nicht geklaut, nein, die Stadt hat ihn ins Museum gebracht. Ins Historische Museum nur ein paar Schritte entfernt vom Brunnen. Dort erinnert Justitio ab sofort an den Sieg der Gerechtigkeit von 2018. Direkt neben dem Frankfurt-Modell.

 

Auf das neueste – temporäre – Exponat im Museum ist einer besonders stolz: der Schöpfer des Holzmännchens, Uwe Grodd. Er hat Justitio schon vor dem Finale angefertigt und wollte ihn im Falle eines Gewinns auf den Brunnen stellen. Die Eintracht gewann – und der 64-Jährige stieg also am folgenden Sonntag um acht Uhr morgens auf eine Leiter und hob das Männchen auf das Podest des Brunnens. „Eigentlich wollte ich ihn noch verschrauben, hab mich aber dagegen entschieden“, sagt Grodd. „Damit er nicht kaputtgeht, falls ihn jemand mitnimmt.“ Er findet, es ist eine gute Lösung, dass sein Holzmännchen nun im Museum steht. Wer weiß, sagt er, wie lange Justitio mit seinen Waagschalen aus Thunfischdosen ohne dauerhafte Fixierung den Elementen getrotzt hätte.


Justitio ist zwar ein Einzelexemplar, aber er hat viele kleine Geschwister. In Grodds Wohnung stehen zahlreiche Mini-Versionen des Holzmännchens vom Brunnen. Vor 15 Jahren fing der Künstler – der unter anderem im Liebieghaus arbeitet – an, diese Figuren herzustellen. Q’es nennt er sie, der Name leitete sich vom englischen Wort queue für Schlange oder Reihe ab. Die Q’es stehen geordnet nach Mannschaften in Reih und Glied auf Holzbrettern. Immer elf Spieler. Da gibt es die deutsche Nationalmannschaft bei Grodd auf einem Brett. Das argentinische Team ist dabei. Und natürlich: Eintracht Frankfurt.

FR 15.06.2018

 

 

 

 

Uwe Grodd: "The horses don't cross hängingbridges show"

 

Skulpturen und Installationen

 

Ausstellungsdauer: 21. November - 30. Dezember 2015

 

 

Alle Menschen sind gleich. Aber nicht wirklich. Da geht es ihnen wie den Q’s, die man „Kjuis“ ausspricht. Sie stehen zwar, wie ihr Name, der sich vom englischen „queue“ herleitet, schon sagt, gerne in der Schlange oder in der Reihe. Und sie ähneln sich mit ihren rechteckigen Schädeln und dünnen Beinchen doch sehr. Aber jede Figur ist, genau besehen, ein Individuum, ein unverwechselbarer Typ, ein Unikat. Ihr Ordnungseifer wirkt ebenso drollig wie ihr Aussehen.

 

In seiner „the horses don’t cross hänging bridges show“ zeigt der Frankfurter Künstler Uwe Grodd in Marcela Munteanus Galerie BRAUBACHfive 15 Fußballmannschaften, die aus lauter Q’s bestehen. Sonst lässt er sie gelegentlich als Ausstellungsbesucher – wie in einer Präsentation im Liebieghaus vor einigen Jahren – oder als einzelne Passanten auftreten. Das serielle Prinzip mit kleinen Abweichungen verfolgt er auch in anderen Arbeiten. Bei seinen „Piraten“ etwa, die ebenfalls eine große Gruppe bilden. Sie erinnern an die Tradition des Grotesken und der expressionistischen Plastik gleichermaßen. Es sind wilde Gesellen – und auch einige Gesellinnen – die wie auf einer Tribüne präsentiert werden. Ein geordneter Haufen.

 

Ordnung und Unordnung, Teil und Ganzes, der Versuch, einen Überblick zu gewinnen in einer unübersichtlichen Situation, einer aus den Fugen geratenen Welt, einer verwirrenden Beziehungsstruktur: Das ist ein wesentlicher Aspekt im Werk Grodds. Ein anderer ist die – letztlich – vergebliche Suche nach Wahrheit und Klarheit. Und Vollkommenheit. Dabei geht der vornehmlich als Bildhauer tätige Künstler stets mit einem Augenzwinkern vor, Humor und Komik sind wesentliche Elemente seiner Arbeiten. Aber der Abgrund des Absurden ist stets gefährlich nah.

 

Etwa in seinen Ready-mades: Der Hammer einer bestimmten Firma wird zum Inbegriff von Schönheit und Vollkommenheit, und weil das Triptychon als besonders harmonische Gestaltungsform gilt, hat er ihm noch einen Weitwurfhammer und einen Presslufthammer zur Seite gestellt. Hier wie auch in anderen Arbeiten fügt Grodd Text hinzu, der die Geräte in eine ästhetische Sphäre rückt. Pop-Referenzen finden sich allenthalben.

 

Der Titel der Schau in der Galerie BRAUBACHfive verweist auf eine nicht ausgestellte Installation. Der Satz ist eine der drei unerschütterlichen Wahrheiten, die laut Grodd der Mensch auf seinen verschlungenen Pfaden zur Erkenntnis gewinnen kann. Die zweite Wahrheit lautet: Das Pferd ist ein Herdentier. Die dritte, „Haustiere müssen regelmäßig gefüttert werden“, versinnbildlicht eine Arbeit, die tatsächlich an Ort und Stelle zu sehen ist: An einer Kuckucksuhr hängen zwei Mohrrüben, die zur rechten Zeit in die Mäulchen zweier Hasen gelangen.

 

Wenn man Grodd nach seinen Einflüssen fragt, nennt der die Pop-Art und Martin Kippenberger, aber auch, und das mag überraschen, den amerikanischen Minimalisten Donald Judd. Grodds England-Erfahrung schlägt sich unter anderem in seinem absichtlich verballhornten Englisch nieder. Seine Zeit an der Londoner Saint Martin’s School of Art war für ihn prägend. Und auch der Schalk eines Joseph Beuys scheint in Grodds Werk aufzublitzen, beide stammen vom Niederrhein und haben am selben Tag, dem 12. Mai, Geburtstag.

 

Menschen, Engel, Tiere wie Pinguine oder Mäuse bevölkern als kleine bis kleinste Skulpturen den Groddschen Kosmos. Sie wirken oft, als trotzten sie der Wirklichkeit, die doch schon Deformationen bei ihnen hinterlassen hat. Im Grunde aber sind die Arbeiten von Uwe Grodd optimistisch, wenn auch mitunter verzweifelt optimistisch. Und erinnern an das verlorene Paradies der Kindheit mit ihren Piratenträumen und auf dem Bolzplatz verbrachten langen Nachmittagen. Seine Figuren und Installationen sprechen den menschlichen Spieltrieb an. Und lassen viel Raum für die Fantasie der Betrachter.

 

(Text: Michael Hierholzer, F.A.Z.)

 

 

 

Die weisen weißen Mäuse

 

Fußballmannschaften und gestrandete Piraten: Die Frankfurter Galerie Braubachfive zeigt Uwe Grodds Kunst, die einen gerne feixend hinters Licht führt. So werden aus Holzklötzchen und Farbe eben mal Manuel Neuer und Lionel Messi.

 

Man nehme: Ein Dutzend frisch gebackene Pfannkuchen, ein Glas Apfelmus aus dem Supermarkt und einen gesunden Appetit, eine Handvoll Sand für das nun leere und hoffentlich gespülte Glas sowie eine „Happy Jack“-Figur – und fertig ist die Laube. So einfach ist das also mit der Kunst. Jedenfalls, will man diesem Schelm unter den zeitgenössischen Bildhauern glauben, dessen kleine, große kunterbunte Welt mitsamt der obigen Gebrauchsanweisung („how to make this work of art“) nun in der Frankfurter Galerie Braubachfive zu entdecken ist. Doch bei genauerer Betrachtung seiner mal komischen, mal aberwitzigen Arbeiten merkt man: Uwe Grodd führt einen gern feixend hinters Licht.

 

Und von allein kommt nicht einmal der einem Song von The Who entlaufene Happy Jack in die Wüstenei des Einmachglases. So einfach also ist es selbstredend wieder nicht mit der Kunst und nicht mit dem ersten, hübsch kalauernd „the horses don’t cross hängingbridges show“ überschriebenen Soloauftritt des Frankfurter Künstlers an diesem Ort. Nur hält sich Grodd ganz offensichtlich nicht mit großen, Ehrfurcht gebietenden Gesten auf, sondern schöpft zunächst aus unser aller Kindheitsträumen und mithin einer Zeit, in der die Welt noch buchstäblich phantastisch eingerichtet war. Als es eben keine Kunst war, sondern vielmehr ganz natürlich schien, einer aus nichts als ein paar Stücken Astholz und einem Pfeifenreiniger bestehenden Figur im eigenen Kinderzimmer Leben einzuhauchen.

 

Zahlreiche Verweise auf Alltags- und Popkultur

Diese scheinbar naive Haltung hat sich Grodd in seiner Kunst bewahrt. Und nimmt sie ernst. Das zeigen nicht nur seine Themen und Motive wie der „Happy Jack“, der „schön bunt angemalte Engel“ oder auch die „three wise mice“, von denen eine sich ganz offenbar für einen Eisbär hält; die Porträts der Fußballmannschaften des CF Barcelona, von Juve und Borussia Dortmund, der Eintracht oder auch der Spielvereinigung 05 Oberrad. Von dem offenbar nach einer wilden Meuterei auf einer Karibikinsel gestrandeten Piratenschiff ganz zu schweigen.

Dafür spricht vor allem sein so unbekümmerter wie souveräner Umgang mit dem Material, der aus Holz und Blech und bunten Perlen das edelste Geschmeide macht und aus ein paar Holzklötzchen und einem Pinsel voller Farbe Manuel Neuer, Lionel Messi oder Frankfurts Fußballgott Alexander Meier. Und als Betrachter glaubt man es sofort. Dass freilich weder der Künstler noch sein Werk so einfach sind, wie es auf den ersten flüchtigen Blick erscheinen könnte, zeigt zunächst die Fülle der der Kunstgeschichte sowie der Alltags- oder Popkultur entlehnten Verweise, vor allem aber Grodds Humor.

Ob der „Man with golden nose“ aus ungebranntem Ton, die winzigen aufgesockelten Köpfe aus Pappmaché oder das briefmarkenkleine „Q“-Porträt in Öl auf Leinwand, der Eisbär oder der verwegene Pirat, der auf den Namen William Turner hört: all das fügt sich zu einem herrlich komischen, indes von sanfter Melancholie grundierten Panorama einer wie geträumten, doch zugleich vertrauten, so wundersamen wie ganz und gar plausiblen Welt. Einer Welt mithin, wie sie nach ihrer Entzauberung allein die Kunst uns schafft.

Die Ausstellung in der Frankfurter Galerie Braubachfive, Braubachstraße 5, ist bis zum 30.Dezember zu sehen und dienstags bis samstags von 11 bis 13 sowie 14 bis 18 Uhr geöffnet. Am 5. Dezember um 19 Uhr findet „Grodd kocht“ statt:

Der Künstler gibt bei von ihm selbst zubereiteten Speisen Auskunft über sein Werk

 

F.A.Z 26.11.2015, von CHRISTOPH SCHÜTTE, FRANKFURT.